Wie lernen Hunde?

Von Nelly Botta. 25. April 2024

Und was du dazu wissen solltest

 Noch vor nicht allzu langer Zeit wäre die Antwort wohl ziemlich klar gewesen: durch Strafen und viel Training. Den Hunden zu sagen, was sie alles NICHT tun sollten, war – ist - ein verbreiteter Trainingsansatz. Glücklicherweise hat sich in der Hundeszene einiges geändert: die Alpha-Theorie ist längst widerlegt und wir wissen heute, dass auch bei Hunden soziales Lernen möglich ist und dass sie mit positiven Trainingsansätzen nicht nur gut, sondern auch empathisch und fair ausgebildet und trainiert werden können.

Hunde lernen immer, sie lernen in jeder Situation und sie beziehen immer den gesamten Kontext mit ein: Umfeld, Emotionen, Gerüche. Manchmal wissen wir also nicht ganz genau, was unsere Hunde jetzt gerade für sich auch noch alles mit-gelernt haben. Und Hunde lernen natürlich sehr schnell, was ein für sie lohnendes Verhalten ist und wenden es wieder an.

Verhalten einfangen

Ich bin nicht gemacht für ein regelmässiges und intensives Training (ich schaffe es auch nicht ins Fitness-Center) und es ist auch nicht meine Philosophie, Hunde so lange zu trainieren, bis sie meinen Vorstellungen entsprechen. Dafür aber bin ich ein richtig, richtig grosser Fan davon, meine Hunde zu beobachten. Und ich fange «richtiges» Verhalten ein, indem ich mich darüber freue, es manchmal laut benenne, es viel belohne und dadurch verstärke. Mein «Training» findet so - wie praktisch! - 7/24 statt und die Hunde tun es einfach von sich aus. Es braucht keinen Hundeplatz und keine fixen Zeiten. Es braucht dazu nur meine Begeisterung darüber, meinen Hund besser verstehen zu wollen, sein Verhalten zu sehen und mit ihm Zeit zu verbringen.

Insbesondere selbstständige aber auch unsichere Hunde profitieren enorm von Umgang. Die einen, weil sie vor allem durch Vertrauen zu einer Kooperation bereit sind, und die anderen, weil sie viel Selbstwirksamkeit erfahren und dadurch sicherer werden.

Wie fange ich Verhalten ein?

Beobachte deinen Hund genau und belohne ihn immer innerlich (du freust dich), manchmal freundlich mit deiner Stimme und manchmal mit einer Futterbelohnung*, wenn dein Hund z.B.,

  • zu dir zurückschaut auf dem Spaziergang

  • freundlich den Kopf abwendet, wenn ein anderer Hund auf ihn zukommt

  • wartet, bis du den Kotbeutel verknotet hast

  • am Boden zu schnüffeln beginnt, weil eine Joggerin kommt

  • verlangsamt, weil jemand auf dem Trottoir steht

  •   an lockerer Leine geht

  • einen Menschen ruhig begrüsst

  • ….

Es gibt täglich so viele Möglichkeiten, deinen Hund in seinem Verhalten zu bestärken.

*Es geht nicht darum, jeden Blick zu vergolden, zu bejubeln, zu belohnen. Lass deinen Hund auch einfach Hund sein, zuhause wie auch unterwegs, aber schule dein Auge, indem du seine Körpersprache genau beobachtest, auch die klitzekleinen Bewegungen.

Verhalten verstärken

Die zweite, etwas kleinere, Lernsäule ist das Trainieren mit positiver Verstärkung. Ich gebe meinem Hund ein Signal und verstärke das Verhalten mit Belohnung immer wieder. Auch dies ist eine wichtige Lernmethode und gehört im Umgang mit unseren Hunden auch dazu. Alle Kommandos, die vielleicht auch noch mit einem Klicker oder Markerwort trainiert werden, sind Beispiele dafür, wie Hunde über positive Verstärkung ein Verhalten erlernen und festigen.

—> Sag deinem Hund, was du von ihm möchtest (z.B. ein Alternativverhalten in einer bestimmten Situation) und belohne ihn, wenn er es tut. Dein Hund sieht einen anderen Hund, du gibst ein Umorientierungssignal und belohnst den Moment, in dem er Kopf und Körper weg vom Hund und zu dir hinwendet. Damit verstärkst du dieses Verhalten. Das richtige Timing ist hier super wichtig, insbesondere wenn du mit einem Klicker oder Markerwort arbeitest. Du hast 1 Sekunde Zeit…

Verhalten verunmöglichen

Die dritte Lernsäule, das sind die Managementmassnahmen.

—> Du willst ein bestimmtes Verhalten nicht? Dann sorge dafür, dass dein Hund es gar nicht mehr tun kann oder tun muss. Management ist sehr effektiv und manchmal anstrengend. Ein Türgitter, eine Leine, ein Maulkorb – das alles sind Managementmassnahmen, die begleitend eingesetzt werden.

Wenn du nicht willst, dass dein Hund durch Gärten rennt und Katzendreck frisst, dann behalte ihn in diesem Gebiet an der Leine und laufe so, dass er die Nase gar nicht ins Blumenbeet stecken kann. So vermeidest du viel Ärger (bei dir) und schlechten Atem (beim Hund). Zudem ist übrigens gerade dieses Verhalten (Katzendreck suchen und finden) in hohem Masse selbstbelohnend. Dein Hund wird es immer wieder zeigen und wird immer besser darin, die Kacke zu finden. Ich spreche aus Erfahrung. Mehr zu selbstbelohnendem Verhalten in einem anderen Blog.

Will ich nicht, dass mein Hund fremde Menschen anspringt, sorge ich schlicht und ergreifend dafür, dass er dies NICHT TUN KANN, indem ich ihn anleine, ihn ruhig und freundlich bei mir behalte und die Menschen bitte, den Hund nicht zu berühren. Bleibt er dann das erste Mal von sich aus und mit allen 4 Pfoten auf dem Boden neben mir stehen, wenn ein Mensch auf uns zukommt, finde ich das grossartig und ich bestärke meinen Hund darin, dass er von sich aus ein Verhalten zeigt. Und das ist…. genau, die erste grosse Lernsäule des selbstständig gezeigten Verhaltens.

Und hier noch die drei Lernsäulen als Grafik (nach Janey May, www.dogs-connection.de) 

Gerade wenn du einen Junghund hast, der sich aufgrund der Umbauarbeiten im Gehirn an nichts mehr erinnern kann, ist das Einfangen von Verhalten grandios. Du wirst sehen, dass dein Hund täglich x-Mal super Verhalten zeigt. Das sorgt an beiden Enden der Leine für gute Laune.

Erzähle mir von deinen Erfahrungen!

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